8 | DIE FRESKENBILDER

Beschreibung

1689 hatte man die durch Brand verrußten Wände mit einer dicken Kalkschicht überzogen. Bei den Restaurierungsarbeiten um 1900 entdeckte man darunter mittelalterliche Malereien. In jahrelanger Arbeit, von 1901-1907, legte der Kölner Restaurator Professor Bardenheuer 14 mittelalterliche Fresken frei. Die verloren geglaubten Gemälde befreite Bardenheuer vom Kalk und ersetzte schadhafte Teile durch analoge mittelalterliche, gotische, Bildwerke (durch Vergleiche mit Gemälden von Stefan Lochner( Köln ), oder aus dem eigenen künstlerischen Gespür. Er wandte die gleiche Technik der mittelalterlichen Maler an, Temperamalerei, Kalkfarben. Als Bindemittel benutzte er Casein (aus Ziegenmilch gewonnen) und Eitempera mit 1/10 Honigzusatz. Nur geschulte Augen können die mittelalterlichen Teile von denen Bardenheuers unterscheiden. Als Kind seiner Zeit hat Bardenheuer im Sinne des Historismus gehandelt, aber es bleibt sein großes Verdienst, dass er Verschollenes wieder sichtbar gemacht und gerettet hat. Zu den von Bardenheuer restaurierten mittelalterlichen Fresken zählen die KREUZIGUNGSGRUPPE an der Nordwand und daneben das GNADENSTUHL-Bild, das wegen seiner eigenartigen Heilig-Geist-Darstellung in Form von sieben Tauben die kunsthistorische Einordnung erschwert (15./16. Jahrhundert ?).

Das wohl bekannteste Fresko ist die Darstellung des JÜNGSTEN GERICHTES. Der Künstler hat bei diesem Bild die größte Sorgfalt walten lassen. In seinem Bericht schreibt er: „Die Gesamtfärbung dieses Bildes zeigt sehr weiche und zarte Töne. Das Zinnober des Gewandes des Heilands war sehr abgeblasst, die nackten Körper zeigen eine feine graue und in den tiefen Stellen rötliche Schattierung: das Untergewand Mariens war in späterer Zeit mit einem Teppich übermalt worden. Der Hintergrund des Ganzen war hell mit kleinen Sternchen, in ihrer Gestaltung wesentlich unterschieden von denjenigen der Bilder der ersten Periode…“. Das Jüngste Gericht spricht bis in unsere Zeit den Betrachter besonders an wegen seiner Lokalbezüge. Christus sitzt mit Maria und Johannes zu Gericht. Zwei Engel tragen Martersäule und Kreuz herbei, ein Engel ruft die Verstorbenen aus den Gräbern: „Surgite mortui“: „kommt heraus, ihr Toten“. Die Erlösten gehen nackt in das himmlische Jerusalem: dieses beginnt (am oberen linken Bildrand) am Obertor in Ahrweiler, wo Petrus sie in Empfang nimmt. Was uns heute als humorvoll erscheint, hatte um 1400 durchaus Realitätsvorstellung auf dem Hintergrund des noch existierenden ptolemäischen Weltbildes, das sich erst mit Galileis Entdeckungen ändert. Auf der rechten Seite: die Hölle. Teufel stoßen einen Bischof und Winzer hinab in ein alles verschlingendes Ungeheuer. Ein Turm steht in Flammen, er ist nicht als einer der Ahrweiler Türme zu identifizieren: wer möchte schon die Hölle im eigenen Wohnbereich haben! Neben dem Jüngsten Gericht zwei Fresken mit Motiven vom Leben und Sterben des Hl. Laurentius.

Auf der Stirnseite zur nördlichen Emporenwand eine Darstellung der Grunddienste der Kirche: Liturgia, Diakonia, Martyria : Verkündigung des Engels an Maria, Schweißtuch der Veronika und Enthauptung Johannes des Täufers.

Auf der Südwand die TAUFE JESU aus dem 15./16. Jahrhundert. Großes Kopfzerbrechen machte Bardenheuer die Restaurierung dieses Freskos, das arg mitgenommen war. Am linken unteren Bildrand erkennt man ein Stück der Ahrweiler Stadtmauer, auf der rechten Seite die Kapelle auf dem Kalvarienberg oder in Bachem. Dazwischen fließt die Ahr. Die Taufe Jesu hat wiederum einen Lokalbezug und eine existenzielle Aussage: Jesus wird nicht im Jordan, sondern in der Ahr getauft: „an dem Ort, wo ich getauft werde, beginnt mein besonderes Leben mit Gott“.

In der rechten Ecke der Südwand das wahrscheinlich älteste Fresko (14./15. Jahrhundert): sieben Heiligenfiguren (hl. Sylvester, Cornelius, Hubertus, Antonius, Quirinius, zwei Bischöfe, allesamt Heilige mit Bezügen zu Ahrweiler). Weitere Fresken finden sich auf den Säulen: die hl. Elisabeth, hl. Luzia, ein Fresco mit Marterwerkzeugen, die heilige Apollonia an der Nordwand.


Galerie